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Re:charge – Die Kunst der Pause bei der Arbeit

Eine Frage vorweg: Welcher Typ bist du?

Gehörst du zu denjenigen, die stundenlang durcharbeiten und von Meeting zu Meeting hetzen? Oder bist du eher der Typ, der zwischendurch an der Kaffeemaschine steht, mit Kolleg:innen quatscht oder eine Runde spazieren geht? Vielleicht bist du auch jemand, der sich bis zum Wochenende oder Urlaub aufarbeitet und dann die freie Zeit erst einmal nutzt, um krank zu sein oder einfach tagelang ins Leere zu starren, weil nichts mehr geht?


Ich gehörte lange zur ersten Kategorie – und war sogar stolz darauf. Kolleg:innen, die bewusst Pausen einbauten, habe ich oft irritiert betrachtet. Ich dachte, sie würden sich vor der Arbeit drücken. Es hat wirklich lange gedauert, bis sich der Eindruck gelegt hat, dass ich mehr leiste und sie vielleicht etwas fauler sind oder ihre Arbeit weniger ernst nehmen...

Bin ich da dann überhaupt die Richtige, um über dieses Thema zu schreiben? Ich glaube, genau deswegen!


Drei Lektionen, die ich gelernt habe

  1. Mein Gehirn ist kein Computer. Ich kann es nicht einfach an- und ausschalten und erwarten, dass es konstant die gleiche Leistung bringt. Gehe ich über mein Limit hinaus, passiert das Gegenteil: Ich überschätze mich maßlos und mache mehr Fehler. Die Leistungskurve von Yerkes und Dotson zeigt deutlich, wie sehr wir uns selbst etwas vormachen (auch ein guter Hinweis für Chef:innen oder Teamleiter:innen!).

  2. Was mich an anderen stört, hat mit mir zu tun. Wenn es mich triggert, dass andere sich Zeit für Pausen nehmen, liegt das an mir. Wurde mein Bedürfnis nach Anerkennung für meinen Einsatz nicht erfüllt? Oder wollte ich insgeheim auch mal eine Pause machen, habe mich aber verpflichtet gefühlt, durchzuziehen?

  3. Niemand dankt es dir, wenn du dich aufarbeitest. Die wenigsten Arbeitgeber reduzieren den Workload proaktiv. Wenn ich nicht selbst auf meine Grenzen achte, passiert es nicht. Und das ist okay. Ich bin erwachsen, und mein Arbeitgeber muss mich nicht beschützen, sondern nur meine Bedürfnisse respektieren.


Warum Pausen so wichtig sind

  1. Mentale Pausen fördern kreative Lösungen. Du kennst sicher das Zitat von Albert Einstein: "Probleme kann man niemals mit der selben Denkweise lösen, wie sie entstanden sind." Wenn wir im gleichen gedanklichen Zustand verharren, in dem wir das Problem erschaffen haben, finden wir keine neuen Ideen. Unser Gehirn braucht Raum, um kreativ zu sein. Wissenschaftlich belegt: Je höher unser Stresslevel, desto weniger sind wir fähig, kreativ zu denken. Stattdessen greifen wir auf altbekannte Muster zurück.

  2. Pausen senken den Stresslevel. Unser Gehirn ist kein endlos laufender Prozessor. Es braucht Pausen – und zwar echte! Social Media, WhatsApp oder Online-Shopping zählen nicht. Die ideale Pause gibt auch deinen Augen eine Auszeit: Kein Bildschirm, kein neuer Input. Schau lieber in den Himmel, beobachte die Wolken oder einen kreisenden Vogel. Langsame Augenbewegungen beruhigen den Atem und den Geist.

  3. Bewegung bringt neue Gedanken. "Bewegter Körper, bewegter Geist" – Bewegung hilft uns, neue Perspektiven zu gewinnen. Ein kurzer Spaziergang kann Wunder wirken.



Wann du eine Pause brauchst – und warum du es oft nicht merkst

Es gibt klare Zeichen, dass du eine Pause brauchst:

  • Du fühlst dich dauerhaft müde.

  • Du bist schneller gereizt als sonst.

  • Du hast das Gefühl, ständig hinterherzuhinken.

  • Du hast Probleme, dich zu konzentrieren.

  • Du vergisst Kleinigkeiten.

Und trotzdem schieben wir Pausen immer wieder auf – aus Pflichtgefühl, aus Angst, als faul zu gelten oder weil wir glauben, durchziehen zu müssen. Oft ist es genau das, was uns irgendwann ausbrennen lässt.

Wenn wir uns müde fühlen, ist es auch wichtig, mal hinzuschauen, wie viele Projekte und Aufgaben wir gerade gleichzeitig jonglieren. Weniger Tabs offen – Multitasking ist eine Illusion. Wie viele Projekte versuchst du gerade parallel zu bewältigen?


Tipps und Tricks für Pausen im Arbeitsalltag

  1. Micro-Breaks: Kleine Pausen mit großer Wirkung

    • Jede Stunde fünf Minuten Pause.

    • Stell dir einen Timer, damit du es nicht vergisst.

    • Steh auf, trink ein Glas Wasser, schau aus dem Fenster.

    • Social Media zählt nicht als Pause – dein Gehirn braucht echte Erholung.

    • Atemübungen (es gibt tolle Apps dafür!) helfen, den Stresslevel zu senken.

  2. Pausen fest im Kalender einplanen

    • Zwischen Terminen Pufferzeiten lassen.

    • Mittagspause fix einplanen (und sie auch nehmen!).

    • Meetings bewusst setzen – vielleicht einen tagfreien Planungstag einbauen?

  3. Pausen in Meetings

    • Lass dir Zeit, bevor du dich für neue Aufgaben meldest.

    • Überlege, ob du wirklich noch mehr Kapazität hast.

    • Beobachte dich selbst: Warum denkst du, dass du diese Aufgabe übernehmen musst?

Tipp: Mittagspause bewusst gestalten! Immer mehr Arbeitgeber ziehen die Mittagspause von der Arbeitszeit ab. Trotzdem essen viele am Rechner weiter. Das ist weder gut für die Verdauung noch eine echte Pause. Gönn dir deine "Me-Time" in der Mittagspause. Ohne Handy, mit Gesprächen oder einfach in Ruhe für dich.



Pass den Arbeitstag daran an, wie es dir geht

Ich hab vorhin schon gesagt: Mein Hirn ist kein Rechner. Und genauso sind wir keine Maschinen. Es geht uns nicht jeden Tag gleich. An manchen sind wir voller Energie und können super viel schaffen, an anderen ist alles in uns eher träge – und je nachdem sollten wir auch anders mit uns umgehen. Ja, auch auf der Arbeit. Mir ist schon klar – wir können nicht spontan und tagesformabhängig all unsere Meetings anpassen, aber einen Großteil unserer To-dos eben schon. Und es hilft, zu kommunizieren, wie es dir geht. An deine Kollegen und deine Vorgesetzten.

Und ich höre hier schon wieder die Kritik: Sollen jetzt alle jammern? Nein. Aber es muss doch möglich sein, ehrlich zu sagen, wenn es einem mal nicht so gut geht und man es heute etwas ruhiger, einfacher oder mit mehr Unterstützung braucht. Das gilt übrigens für alle – auch ich als Abteilungsleiterin hatte mal Tage, an denen ich eben nicht die beste Version meiner selbst war. Und wenn mein Team das wusste, haben sie ganz von selbst angefangen, sich mehr um sich selbst zu kümmern, um mir mal Luft zu geben.


Noch was zum Thema Meetings: Mehr Meetings bedeuten nicht mehr Produktivität

Wer kennt es nicht: Man sitzt den ganzen Tag in Meetings, kommt zu nichts – und muss dann nach Feierabend noch die eigentliche Arbeit erledigen. Die Lösung?

Frag dich: Muss dieses Meeting wirklich sein, oder reicht eine E-Mail? Falls du eingeladen bist: Kannst du vorher kurz anrufen und klären, was genau von dir gebraucht wird?

Weniger Meetings = mehr Fokus.


Die wichtigste Erkenntnis: Eine Pause braucht keine Rechtfertigung

„Ich brauche eine Pause.“ Punkt. Dieser Satz sollte für sich stehen dürfen, ohne dass du dich dafür erklären oder entschuldigen musst. Mehr To-Dos im Kalender bedeuten nicht, dass du produktiver bist – und ständig beschäftigt zu sein ist kein Statussymbol.


Der Gedanke „Arbeit muss hart sein“ sitzt tief in uns, wohingegen wir uns schon fast dafür entschuldigen wollen/müssen, wenn die Arbeit Spaß macht.

Dabei macht uns eine Pause nicht schwächer – sie macht uns klarer, kreativer und letztlich auch besser in dem, was wir tun.

Eine wichtige Pause, die wir uns gönnen können, ist also auch die von unserem Anspruch an uns selbst... Wir können nicht 100 % der Zeit 100 % Leistung bringen. Wir sind keine Maschine – und das ist gut so. Egal, wie hilfreich AI ist – sie kann nur reproduzieren. Für neue Lösungen braucht es immer noch ein echtes Gehirn (was mich wirklich erleichtert).



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