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Wie akzeptiere ich, was ich nicht ertragen will?

Ein persönlicher Text über Verlust, Hoffnung, Schmerz und innere Ruhe.


Vorneweg : Mäxchen - mein Kater, um den es hier auch geht, ist wieder da. Dieses Wesen auf vier Pfoten. Mein Ein und Alles. Er ist zurück. Nach Tagen des bangen Wartens, Hoffens, Weinens, Grübelns – ist er einfach wieder aufgetaucht. Als wäre nichts gewesen. So, wie Katzen eben manchmal sind.


Aber was geblieben ist: die Gedanken, die in der Zeit entstanden sind, als ich nicht wusste, ob er jemals wiederkommt. Diese Zeilen sind in dieser Zwischenzeit entstanden. Sie haben mir geholfen, mich zu halten, zu verstehen, zu fühlen. Und ich teile sie heute – nicht, weil alles gut ausgegangen ist, sondern gerade weil ich erfahren habe, wie es sich anfühlt, wenn alles unsicher ist.


Denn Verlust und Trauer sind Themen, die uns alle irgendwann berühren. Manche früher, andere später. Manche heftig, andere leise. Sie sind so individuell wie wir selbst.

Ich bin – in vielerlei Hinsicht – dankbar, dass ich in meinem Leben bisher keine tragischen Verluste erleben musste. Bis auf ein paar schmerzvolle Liebeskummer, geliebte Tiere, die diese Welt verlassen haben, und den Abschied von meinen Großeltern. Vor allem meine Oma – sie hat ihr Leben wirklich gelebt. Da war eher Dankbarkeit als Drama.

Aber dann kam dieser Moment. Mein kleiner großer Kater. Verschwunden. Über eine Woche lang. Und diese Ungewissheit. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Und genau dieses Nicht-Wissen hat mich innerlich erschüttert. Ich will dich mitnehmen in diese Gedankenwelt, die damals da war – weil sie vielleicht auch für dich irgendwann hilfreich sein kann.



Was tun, wenn sich die eigene Welt verschiebt?

Ich habe – oder hatte – einen Kater, der mein Zuhause ist. Nicht nur Teil davon. Sondern: Zuhause. Er war immer da. Jeden Morgen, jeden Abend. Immer schnurrend in meiner Nähe. Verlässlich. Warm. Eine ganz besondere Verbindung.

Und dann war er weg.

Keine Spur. Kein Hinweis. Kein Lebenszeichen.

Vielleicht, die Hoffnung, ist er nur auf einem Abenteuer. Vielleicht kommt er wieder. Aber mein Gefühl sagt: Das ist anders. Und dieses "anderssein" hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Immer diese innere Frage: ab wann darf / muss ich trauern? Oder soll ich noch hoffen? Verschreie ich es, wenn ich akzeptiere dass er nicht wieder kommt?

Ich kenne all die Theorien. Über Gelassenheit. Über Vertrauen ins Leben. Über das Annehmen von dem, was ist. Ich unterrichte sie. In Coachings. In Yogastunden. In Workshops.

Und plötzlich stehe ich da – mittendrin. Mit einem Schmerz, der mich wortwörtlich nicht mehr atmen lässt. Und all diese Weisheiten fühlten sich plötzlich sehr… theoretisch an.


Der erste Pfeil. Der zweite Pfeil.

Ich erinnere mich an die buddhistische Geschichte mit den zwei Pfeilen. Der erste Pfeil ist der Schmerz. Der kommt. Unerwartet. Unvermeidlich. Der zweite Pfeil – das ist das, was wir danach mit uns selbst tun. Das Grübeln. Die Schuldgefühle. Die Was-wäre-wenns.

Was wäre, wenn ich ihn am Donnerstagabend nicht rausgelassen hätte?

Wäre er dann jetzt noch da?

Was, wenn ich…

Warum habe ich nicht…

Und genau da merke ich: Jetzt schieße ich den zweiten Pfeil ab. Ich mache aus dem Schmerz ein Leid. Und auch wenn es schwer ist – ich will das nicht. Ich will diesen Moment leben, so wie er ist. Mit all dem Schmerz. Aber auch mit der Entscheidung, mich nicht selbst zu bestrafen.


Trauer ist individuell – und lebendig.

In dieser Zeit habe ich noch einmal verstanden: Trauer ist nichts, was man einordnen oder vergleichen kann. Sie ist nicht logisch ("das ist doch nur eine Katze..." "das passiert..."). Sie ist roh. Manchmal leise, manchmal laut. Manchmal lähmend. Manchmal fast zärtlich.

Und: Sie ist lebendig. Sie will gefühlt werden, nicht „weggemacht“ oder "weggeatmet". Nicht analysiert oder kontrolliert – sondern angenommen.

Ich habe mich entschieden, mich zu erinnern. An das Schnurren. Die Nähe. Die Eigenarten. Die Liebe.

Und ja – auch das tat weh. Aber gleichzeitig war da ein Gefühl tiefer Dankbarkeit. Und Verbindung. Und Freude - in mitten der Trauer. Für all das, was war. Und ist.

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Warum ich das teile

Ich teile diese Gedanken, weil meine Arbeit als Yogalehrerin und Coach aus meinem echten Leben entsteht. Weil das, was ich weitergebe, aus meinem Herzen kommt. Und wenn mein Herz voll ist – vor Liebe, Trauer, Dankbarkeit oder Schmerz – dann darf das auch Raum bekommen.

Ja, es wird vielleicht auch in einer Yogastunde mal spürbar sein. Vielleicht fließen bei mir oder bei jemand anderem Tränen. Vielleicht fühlt sich jemand kurz unwohl oder berührt.

Und ich verstehe das. Nicht jede*r kommt auf die Matte, um sich mit Verlust oder Schmerz zu beschäftigen.

Aber: Das Leben macht keine Ausnahmen. Es klopft an – manchmal sanft, manchmal mit voller Wucht. Und ich glaube zutiefst: Wenn wir lernen, wirklich alles anzunehmen – Schmerz und Freude, Licht und Schatten – dann beginnt echte innere Freiheit.


Am Ende bleibt: Dankbarkeit.

Heute liegt Mäxchen wieder schnurrend neben mir. Als wäre nichts gewesen. Aber in mir ist etwas anders. Ein bisschen weicher. Ein bisschen stiller. Ein bisschen wacher.

Ich bin so unendlich dankbar. Für ihn. Für die Erfahrung. Für die Erkenntnis, dass ich auch mit Angst und Schmerz in meiner Mitte bleiben kann. Nicht perfekt. Aber präsent.

Und vielleicht ist genau das die wahre Gelassenheit: Nicht, dass alles leicht ist – sondern dass ich da bin, auch wenn es schwer wird.

Wenn dich dieser Text berührt hat, darfst du ihn gern weitergeben. Vielleicht ist da jemand, der ihn gerade braucht. Oder du speicherst ihn für später – für den Moment, in dem sich deine Welt vielleicht ein bisschen verschiebt.

Mit allem, was ist

Katharina

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